Sinta Werner

1977 geboren in Hattingen
1999 - 2001 Studium der Malerei an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee
2001 - 2003 HdK Berlin, Klasse Henning Kürschner
2003 - 2004 Meisterschülerin in der Klasse Kürschner
2004 - 2005 Austauschsemester am Hunter College, New York, NY
seit 2004 freischaffende Künstlerin in Berlin

Seit 2003 beschäftige ich mich mit bühnenbildartigen Bildobjekten, die von einem malerischen Standpunkt ausgehen und Problemstellungen der Malerei formulieren. Alle Arbeiten kreisen um dasselbe Thema - die Illusion von Raum in der Fläche und ihre Umkehrung - die Illusion von Fläche im Raum. In der Auseinandersetzung mit dieser Thematik bin ich auf das Motiv der Bühne gestoßen. Die Bühne wird in meinen Arbeiten behandelt als Zwischenraum zwischen Bild und reellem Raum - als Mischform zwischen Zeichnung und Raum - als gestauchter Raum. Auch die Arbeit »Panorama« ist entstanden durch die Auseinandersetzung mit dem Thema »Bühne«. Auf den gebogenen Bildträger sind Streifen integriert, die parallel zur Bildkante verlaufen und weitere Linien, die bei einer bestimmten Entfernung des Betrachters zum Bild parallel erscheinen, obwohl die Streifen auf der Bildfläche gekrümmt verlaufen. Die Arbeit erörtert die ursprüngliche Eigenschaft der illusionistischen Malerei, Dreidimensionales ins Zweidimensionale übertragen. Jedoch findet hier eine Umkehrung statt: tatsächlicher Raum wird aufgehoben und erscheint flächig.
Eine besondere Rolle spielt in meiner Arbeitsweise zudem die Farbe und räumliche Farbwirkung. Die zunächst einfach zu durchschauende Absicht der Raumillusion wird gebrochen durch die Eigenschaft der Farben Rot und Violett, nach vorne bzw. nach hinten zu treten.

Panorama, Öl auf MDF, 220 x 350 x 80 cm, 2005

Für die Ausstellung »Electric Ladyland« plane ich eine ähnliche Arbeit, die ebenfalls mit der optischen Aufhebung von Raum spielt.
Diesmal sind die Linien vertikal angeordnet. Die Arbeit erinnert spontan eher an einen Vorhang als an eine Gemälde. Streifen aus eingefärbtem Leinen hängen von der Wand über den Boden und beschreiben dadurch eine Kurve.
Aus einem bestimmten Blickpunkt empfindet man die rotbraunen Streifen als gerade Linien; ein zweiter Standpunkt läßt die grünen Stoffbahnen gerade erscheinen. Die eigentlich parallel geschnittenen türkisfarbenen Flächen werden dagegen immer als gekrümmt wahrgenommen. Die Anordnung der Streifen erfolgt nicht nach einer logischen Vorgabe, sondern nach kompositorischen, formalen Kriterien. Ich möchte, dass sich beim Betrachten der Arbeit die Farbe vom Bildträger zu lösen scheint, dass quasi die Farbe wie in einer imaginären Ebene erscheint.

o.T., eingefärbte Leinwand, 350 x 236 cm, 2005